Sonntag, 14. Juni 2015

Helfen kann so einfach sein



Als ich heute vom Markt nach Hause kam, freute ich mich auf meine gerade gekauften Erdbeeren. Frisch in Franken gepflückt. Richtig lecker sahen sie aus. Ich beeilte mich, sie zu waschen, um sie so schnell wie möglich zu essen. Dann arbeitete ich mich mit der Fernbedienung durch das Fernsehprogramm und blieb bei einer Dokumentation hängen. Sie hatte erst begonnen.



Darin ging es um Menschen, die in Armutsvierteln leben, wie Kinder darin heranwachsen und welche Gefahren auf sie lauern. Während ich also meine Erdbeeren genoss, lauschte ich den Worten des Sprechers und schaute gespannt zu. Es dauerte nicht lange bis mir die erste Erdbeere im Halse stecken blieb. Auf dem Bildschirm sah ich eine alleinerziehende Mutter, die in einem Slum mit ihren Kindern lebt und die den Abfall eines Marktes durchwühlt, auf der Suche nach noch „ansehnlichem“ Gemüse. Alles was noch nach Gemüse aussieht, wird mitgenommen. Das „gute“ wird gewaschen, um es zu verkaufen; das „schlechte“ gibt sie ihrer Familie. Unweigerlich blickte ich auf meine nach EU-Richtlinien perfekt aussehenden Erdbeeren…und mir war der Appetit vergangen.

Ich will jetzt nicht ins Detail gehen aber die Dokumentation hatte es in sich. Von Armut über Kinderarbeit bis zum Sklaven-, Kinder- und Sexhandel. Alles war dabei. Einmal fragte der Sprecher einen kleinen Jungen, was er sich denn wünsche. Er antwortete: „Das alle glücklich sind. Ich habe schon Träume aber ich weiß, dass sie nicht in Erfüllung gehen. Also gebe ich mir Mühe, gar nicht zu träumen“. Kann sich das jemand vorstellen? Nicht mehr zu träumen?

Nach der Dokumentation musste ich an meinen Vormittag denken. Heute Morgen lief ich durch Nürnberg und verteilte unsere Flyer für das Weißwurstfrühstück u.a. in diversen Restaurants. Viele nahmen die Flyer gleich an und legten sie auf ihre Theke aber es gab auch schon mal den Satz „damit will ich nichts zu tun haben“. Es muss natürlich nicht jeder das unterstützen, was wir hier tun, und manchmal haben die Leute auch gute Gründe dafür, warum sie es nicht möchten.

Doch ich komme nicht drum herum, an die Menschen in dem Film zu denken, die sich aufopfernd für andere einsetzen und versuchen vor Ort Hilfe zu leisten. Und ich denke an die Menschen hier, die „damit nichts zu tun haben wollen“. Dabei ist es gar nicht so schwierig, etwas dazu beizutragen, einem kleinen Jungen die Möglichkeit zu geben, wieder träumen zu dürfen. Man muss nicht gleich in ein Slum fahren und sich dort Gefahren aussetzen. Manchmal bedeutet helfen, einfach ein paar Flyer auf eine Theke zu legen.

Vielleicht ja nächstes Jahr…

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